Die Geschichte des RSR
Aufbauend auf viel älteren Ideen und Vorstellungen beginnt die Geschichte des Rektifizierten Schottischen Ritus im 18. Jahrhundert.
UNABHÄNGIGES GROSSPRIORAT VON HELVETIEN
Aufbauend auf viel älteren Ideen und Vorstellungen beginnt die Geschichte des Rektifizierten Schottischen Ritus im 18. Jahrhundert.
Mitte des 18. Jahrhunderts erwähnte der schottische Freimaurer Andrew Michael Ramsay (1686 bis 1743) in seiner Pariser Rede neben dem Johanniterorden auch den Orden der Tempelritter als ein Vorbild für eine internationale Organisation.
In dieser Zeit kamen verschiedene freimaurerische Geheimgesellschaften mit Hochgraden auf, von denen die meisten untergingen.
Allgemein lässt sich feststellen, dass in Europa damals eine südliche, mehr esoterisch-mystisch-alchemistisch geprägte Freimaurerei mit rosenkreuzerischen Einflüssen auf die demokratisch-pragmatische Maurerei englischer Auffassung traf.
Dabei entstanden mehrere Freimaurerische Systeme mit weiterführenden Graden. In diesem Umfeld entwickelte zwischen 1739 und 1756 Martines de Pasqually (1715 bis 1774) ein Hochgradsystem, das in vielen Logen zur Anwendung kam. Dieses System beeinflusste auch das späteren Rektifizierte Schottische System.
Durch die Aktivitäten des Freimaurers Karl Gotthelf Reichsfreiherr von Hund und Altengrotkau (1722 bis 1776) entstand ab 1751 eine neue, klar gegliederte, Organisationsstruktur mit drei Johannisgraden und zunächst drei, ab 1770 vier, darüber hinaus gehenden Hochgraden.
Von Hund bekundete wiederholt, er habe den geheimen Auftrag dazu aus Paris erhalten, danach sei jedoch sein Kontakt zu diesem Auftraggeber und den Oberen abgerissen. Diese seien ihm deshalb unbekannt.
Das so errichtete System trug den offiziellen Namen „Hoher Orden der Ritter des Heiligen Tempels zu Jerusalem“. Okkulte und alchemistische Praktiken wurden vom Orden nicht gefördert, waren damals aber so in Mode, dass viele der vermögenden Brüder sie trotzdem praktizierten. So fanden sie Einzug in das System. Von den Rittergraden erwartete man sich damals tiefer gehende Erkenntnisse und weiteres geheimes Wissen. Wer aus anderen Systemen in den Orden übertrat musste zuvor „Unbekannten Oberen“ die Treue schwören.
Während des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) stand die Entwicklung des Systems still. Dies änderte sich jedoch in den Folgejahren.
1764 wurde von Hund vom Großprieur und Commissarius Johnson des „Clermontschen Systems“ mit insgesamt 51 Logen zu einem Konvent nach Altenberge in Thüringen eingeladen. Freiherr von Hund, glaubte zunächst, Johnson sei ein „wahren Eingeweihter“, mit Kontakt zu den Oberen. In Folge entlarvte er diesen jedoch als Schwindler und Betrüger und forderte ihn, in einer dramatischen Aktion vor 40 Teilnehmern, auf Degen und Pistolen. Johnson bat um einen Tag Bedenkzeit und nutze die Zeit zur Flucht. Später wurde er gefasst und bis zu seinem Lebensende auf der Wartburg eingesperrt.
Aufgrund der dynamischen, eloquenten Art des Reichsfreiherrn von Hund und Altengrotkau schlossen sich in der Folgezeit fast alle damaligen Logen dem System seines Ordens an. Der Name „Strikte Observanz“ wurde für das System gebräuchlich.
Der Name deutete darauf hin, dass nach dem Selbstverständnis des Ordens die Freimaurerei im Orden strenger und ernster betrieben wurde als in anderen Systemen.
Die Freimaurerei, die nicht dem System der strengen Observanz angehörte, galt demgegenüber als sog. „Latente Observanz“.
Die Bezeichnung „strenge Observanz“ findet sich auch in der Geschichte mancher katholischen Orden, etwa bei den Franziskanern oder bei den Zisterziensern.
Da weiterhin kein Kontakt mit den Auftraggebern zustande kam, begann man das System der Strikten Observanz. inhaltlich selbst weiterzuentwickeln.
Karl Gotthelf von Hund und seine engsten Mitarbeiter, vor allem Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf und Johann Christian Schubart arbeiteten dabei sehr zügig und erfolgreich.
Der Versuch eines Ritual- und Wissensaustausch mit der 1761 gegründeten Schwedischen Großen Landesloge scheiterte jedoch, da abgeordnete Landesgroßmeister, Karl Friedrich Eckleff, den Bemühungen der Striken Observanz misstrauisch gegenüber stand. Grund hierfür könnte gewesen sein, dass auch er sich für die Legitimation seines Systems, welches eventuell rosenkreuzerische Elemente beinhaltete, auf eine Vollmacht von außen berief, welche er 1751 aus Genf erhalten haben wollte.
1766 verließ von Zinnendorf den Orden und kaufte für sich privat, über einen Gesandten in Stockholm, die Rituale des Schwedischen Systems für eine Preis von insgesamt 200 Dukaten. Von dem Kauf umfasst war auch die Voll-macht, Logen nach diesem System zu gründen.
Daraufhin begann er schon 1768 mit der Gründung einzelner Logen und errichtete bereits 1770 mit insgesamt 11 Logen die „Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLLvD)“, welche sogar das Wappen der VII. Provinz (Niederdeutschland) der Strikten Observanz übernahm. Die GLLvD wurde von England anerkannt.
Vermutlich als Reaktion darauf, machte von Hund die symbolische Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, deren Stuhlmeister einst Zinnendorf war, zur „Großen National-Mutterloge der Preußischen Staaten“. Deren Innerer Orden bildete die „Präfektur Templin“ im Berlin.
Der Wettlauf der Systeme war somit in vollem Gange. Dabei lag die Strikte Observanz mit weitem Abstand vorne.
Jean Baptiste Willermoz (1730 bis 1824) gründete 1760 in Lyon, mit zunächst nur drei Johannislogen, die „Grand Loge des Maîtres Réguliers de Lyon“.
Der Seidenkaufmann war ein freimaurerischer Okkultist, ein geschickter Taktiker und zugleich ein glänzender Organisator. Die Logen seines Systems arbeiteten in 3 Johannisgraden und 4 Hochgraden. Das französische System besaß eine hohe Anziehungskraft und wuchs in Frankreich schnell.
Das System von Willermoz stand jedoch in Konflikt mit der französischen Großloge. Der Kontakt zwischen einem Beauftragten v. Hunds und Willermoz führte dazu, dass 1774 alle Logen der „Grand Loge Maîtres Réguliers de Lyon“ sowie weitere Logen in ganz Frankreich der „Strikten Observanz“ beitraten.
Aus diesem Grund konnte die „Strike Observanz“ drei neue Provinzen eröffnen und wurde zur internationalen Organisation. Zum ersten Mal in der Geschichte gab es einen bedeutenden internationalen Orden mit offiziell freimaurerischer Ausrichtung.
Um 1775 war der Orden auf seinem absoluten Höhepunkt.
Er stellte zu jener Zeit die mächtigste Freimaurerorganisation der Welt dar mit einem symbolischen Teil (Grade I. bis III. und IV.) und einem inneren Orden (Grade V. bis VI.).
26 Fürsten waren Mitglieder des Systems, davon 12 Regierende.
Nahezu alle deutschen und viele weitere europäische Logen gehörten dem Orden an.
Die symbolischen (blauen) Logen waren im Rahmen des gut strukturierten Systems zu einer beispiellosen Blüte und Akzeptanz gekommen. Es ist davon auszugehen, dass der Orden um 1780 ca. 10.000 Mitglieder umfasste.
Mit dem rasanten Anwachsen des Systems waren auch Unruhen und Streitigkeiten um Macht und Kompetenzen aufgekommen. Nachgeborene Söhne von wichtigen Fürstenhäusern okkupierten das System.
Von Hund wurde im Inneren Kreis verdeckt angegriffen und seine Legitimation und seine Geschichte angezweifelt. Er verteidigte sich nur noch müde. Der einst energievolle Ordensgründer, der 1764 in Altenberge den Schwindler Johnson auf Degen und Pistolen gefordert hatte, war geschwächt.
Sein ganzes, vormals erhebliches Vermögen, hatte er in die Entwicklung des Ordens gesteckt, eines Systems, von dem er zutiefst überzeugt war, dass es die Welt zum Besseren verändern könne.
Ferdinand von Braunschweig wurde zum Großmeister berufen und von Hund starb 1776 auf der Rückreise aus Meinigen, wo er den regierenden Fürsten in das System aufgenommen hatte.
Nach dem Tod des Freiherrn von Hund traten die ersten Schwindler auf, welche die undurchsichtigen Strukturen ausnutzten.
Der Orden war an einem Scheideweg angekommen und die bis dahin unter der Oberfläche gewachsene Unzufriedenheit vieler Brüder des Inneren Ordens brach jetzt als Reformbewegung an die Oberfläche.
Im November 1778 wurde das System der Strikten Observanz am Convent National des Gaules in Lyon rektifiziert. Dies im Wesentlichen aufgrund der Initiative von Jean Baptiste Willermoz.
Der Orden hatte jetzt neben den Graden Lehrling, Geselle und Meister drei weiterführende Grade, nämlich »Schottischer Andreasmeister« (IV°) sowie zwei Grade des Inneren Ordens: »Novize« (V°) und »Wohltätiger Ritter der heiligen Stadt« bzw. »CBCS« (VI°). Weiterhin wurde die Templerlegende ab-geschwächt. Diese Systemänderung war jedoch nicht abschließend und wurde in der Folgezeit noch mehrfach geändert.
Die Logen der „Grand Loge des Maiers Réguliers de Lyon“ traten1779, auf dem Konvent der V. Provinz Burgund, aus der „Strikten Observanz“ aus.
Ebenfalls 1779 begann sich die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ mit ihren Tochterlogen von dem System abzulösen. Der Austritt erfolgt jedoch erst 1783.
Um die Zukunft des mächtigen freimaurerischen Ordens zu sichern und weiteren Zerfall zu verhindern, kamen im Jahre 1782 die Vertreter der Provinzen der »Strikten Observanz« in Wilhelmsbad bei Hanau zum „Wilhelmsbader Konvent„ zusammen.
Der Wilhelmsbader Freimaurer-Konvent dauerte vom 16. Juli bis zum 1. September 1782.
Nach langen Diskussionen beschlossen die Delegierten dort die endgültige Abkehr von der Vorstellung echter, historischer Abkunft der Freimaurer aus dem Templerorden und bestätigten die Willermozschen Reformen von Lyon für ihr System.
Der offizielle Name lautete nun „Orden der Ritter der Wohltätigkeit und der rektifizierten Maurerei“; der französische Ordenszweig durfte den bisher gepflegten Namen „Chevaliers Bienfaisants de la Cite Sainte“beibehalten.
In der Kurzform wurde das System seither „Rektifiziertes Schottisches System (RSS)“ sein Ritus „Rektifizierter Schottischer Ritus (RSR) genannt. Die Rituale der Grade I. bis III. wurden entsprechend beim Konvent verabschiedet, Ritual IV. in den Grundzügen ausgearbeitet, die Rituale V. und VI. als Skizze vorgelegt und abgestimmt.
Auch bei der Organisation nahm man eine Neuordnung vor. Das Großpriorat von Italien wurde als eigene Provinz in die Unabhängigkeit entlassen, das niederländische Großpriorat anerkannt. Weiterhin wurden die Provinzen neu geordnet.
Mit der Reformierung der Inhalte des Systems hatte der Orden es aber vor allem erreicht, dass an die Stelle des weltlichen Machtstrebens einiger Brüder eine »geistige Ritterschaft« trat. Diese war von Standesgrenzen unabhängig. Es zählte nicht mehr ererbter Adel, sondern der Adel des Geistes. Die spirituelle Entwicklung stand damit wieder im Vordergrund.
Der Wilhemsbader Konvent gilt heute daher auch als Beginn der sog. »Humanitären Freimaurerei«.
Was aus heutiger Sicht modern klingt, raubte dem Orden jedoch, vor allem beim damals die Geschicke Europas beherrschenden Adel, einen Teil seiner Attraktivität.
Anderen wiederum ging die Abkehr vom Templergedanken nicht weit genug.
Durch die Initiative einiger, mit dem Ausgang sehr unzufriedener Brüder, entstand der Eklektische Bund, als Keimzelle der Humanitären Freimaurerei in Deutschland
Die Ordensleitung war mit dem Ausgang des Wilhelmsbader Kongresses höchst zufrieden, da man sich unter anderem auch gegen die Illuminaten durchsetzen konnte, die den Kongress unterwandern und damit die Strikte Observanz übernehmen wollten um eine rein aufklärerische Gesellschaft aus ihr zu machen.
Trotzdem wies das Ergebnis des Kongresses einige Schwächen auf, die im weiteren Lauf der Geschichte für den Orden erheblich negative Auswirkungen hatte. Wichtige und wortgewaltige Kritiker wie von Ditfurth oder von Knigge, beides Illuminaten, waren durch den Kongress natürlich nicht zufriedengestellt. Ditfurth kam z.B. verspätet an, stritt sich sogleich mit der gesamten Ordensleitung, hielt eine beleidigende, selbstdarstellerische Rede und reiste schon nach wenigen Tagen wieder ab.
Allen Logen war eine Frist von einem Jahr eingeräumt worden, um die Reformen anzunehmen. Andernfalls sollten sie das System verlassen.
Nachteilig dabei war jedoch, dass die Ordensführung, bei der Umsetzung der beschlossenen Reformen, nur sehr zögerlich vorging.
Weiterhin ließ man sich zu viel Zeit mit der Ausarbeitung und Versendung der noch fehlenden Rituale an die Mitgliedslogen.
Mit der Hinwendung des Systems zur geistigen Ritterschaft, verlohr der ge-wählte Generalgroßmeister des rektifizierten Schottischen Systems, Ferdinand von Braunschweig, als Adeliger, spätestens ab 1786 das Interesse an diesem System. Problematisch dabei war, dass er bis zu seinem Lebensende (1792) der reguläre Großmeister des Systems war und nicht abgewählt werden konn-te.
Auch Willermoz kümmerte sich nicht mehr um den Orden, weil er zeitweilig ganz andere Interessen verfolgte. Er begann sich erst Jahre später wieder mit dem System zu befassen. Zudem traten jetzt vermehrt Schwindler und Schar-latane auf und gaben sich als »Eingeweihte« aus, was dem System weiter Reputation raubte.
All dies führte zu sehr starker Verunsicherung bei den Logen.
Durch die Auswirkungen des Wilhelmsbader Kongresses war die Zahl der Logen, welche im „Rektifizierten Schottischen System“ arbeiteten, stark rückläufig.
Die sich 1783 abgelöste „Große Nationale Mutterloge – Zu den Drei Weltkugeln« (3WK)“ bot Logen und Brüder, die den RSR verließen, eine neue freimaurerische Heimat. Dort trafen sie nicht nur bekannte Brüder und eine fast identische Geschichte, sondern auch vertraute Gedanken und Rituale sowie ein funktionierendes Verwaltungssystem.
Andere Logen wiederum schlossen sich dem schwedischen System (in Deutschland: GLLvD – Freimaurerorden) an.
Die Logen, die als Reaktion auf den Konvent von Wilhelmsbad, den eklektischen Bund gegründet hatten, verweigerten nach einiger Zeit den Brüdern der restlichen Logen des RSR das Besuchsrecht und erkannten die Legitimation des RSR nicht mehr an.
Die Zeiten wurden auch politisch schwierig. Die Napoleonischen Kriege überzogen Europa. In Österreich wurde die Freimaurerei generell verboten.
Weil die Provinz Burgund 1826 ihre Arbeiten einstellte, übertrug sie ihre Hoheit an das noch aktive Schweizer Großpriorat, welches ihr bis dahin formal unterstellt gewesen war.
Nach dem Wiener Kongress, welcher 1815 das Ende der Napoleonischen Kriege besiegelte, erlebte der Orden in Deutschland ein kurzes, stürmisches Aufflackern. Neue Logen wurden gegründet, vor allem betrieben durch Carl von Hessen.
Neue Logen wurden gegründet, vor allem betrieben durch Carl von Hessen
Carl war ab 1792 als Nachfolger Ferdinands von Braunschweig, der neue Generalgroßmeister des Systems geworden. In Dänemark hatte Carl 1792 die Anerkennung der Maurerei (des Rektifizierten Systems) als öffentliche Körperschaft erreicht. Von seinem Sitz in Schleswig aus reiste er regelmäßig nach Deutschland und versuchte dabei auch das Rektifizierte System zu stützen bzw. nach Ende der napoleonischen Kriege wiederaufzurichten, z. B. durch Patenterteilungen und Logengründungen in Frankfurt und Umgebung. Dies war zunächst auch sehr erfolgreich.
Carl kam seine maurerische Erfahrung, sein großes Netzwerk, aber auch seine zweifellos hohe Intelligenz und sein sehr einehmendes Wesen zugute.
Doch als Carl im Jahre 1836 mit 91 Jahren starb, hatten sämtliche von ihm ins Auge gefassten Nachfolger für das Amt des Generalgroßmeisters des RSR schon vor ihm das Zeitliche gesegnet.
Dem Landgrafen Friedrich von Hessen, damals Gouverneur von Rendsburg, wurde die Großmeisterliche Würde angetragen, doch dieser lehnte die Mammutaufgabe dankend ab.
Das neue Ordensoberhaupt wurde 1838 schließlich Christian Friedrich von Dänemark. Nach dessen überraschenden Tod wurde 1839 sein Cousin, als Christian VIII., König von Dänemark. Der konnte sich König von Dänemark jedoch nicht mehr um die ausländischen Logen des Rektifizierten Schottischen Ritus kümmern, da dies zu diplomatischen Verwicklungen geführt hätte.
Nachdem das neue Ordensoberhaupt 1839 der König von Dänemark wurde und er sich deshalb nicht mehr um die ausländischen Logen des Rektifizierten Schottischen Ritus kümmern konnte, ohne dass dies zu diplomatischen Verwicklungen führte, war auch in Deutschland das Schicksal des Rektifizierten Schottischen System besiegelt.
Die deutschen Brüder waren von ihrer Verwaltung abgeschnitten und durch die Weigerung anderer Systeme, ihre Besuche zuzulassen, isoliert. Darüber hinaus hatten sie keinen einflussreichen Fürsprecher mehr.
Für einen Übergangszeitraum bestanden in Deutschland noch Logen die dem System die Treue hielten, bevor auch sie sich zum Übertritt in andere Systeme entschlossen.
Die 1816 gegründete RSR-Loge „Carl zum aufgehenden Licht“ trat z. B. 1840 in Frankfurt dem Eklektischen Bund bei. Damit war das System in Deutschland Geschichte.
Auch die dänische Großloge schloss sich 1855 in vollumfänglich dem Schwedischen Ritus an.
Fest organisiert bestand der Rektifizierte Schottische Ritus danach nur noch in der Schweiz.
Die Schweizer Brüder hielten an der besonderen Form der geistigen Vertiefung fest, die der RSR bietet. Das Großpriorat von Helvetien (UGPH) als übrig gebliebener Teil der V. Provinz Burgund bewahrte den Inhalt und die Autorität des Rektifizierten Schottischen Ritus durch die folgenden Jahrhunderte.
Der RSR arbeitete in der Schweiz weiter in allen sechs Graden. Man verwendete die beim Freimaurerkonvent in Wilhelmsbad beschlossenen Rituale, die wie damals üblich, je ein Mal mit der Hand geschrieben und danach den Logen übergeben wurden.
1844 trat jedoch das „Unabhängige Großpriorat von Helvetien (UGPH)“ die Souveränität über die »blauen« Grade (Lehrling – Geselle – Meister) in einem Freundschaftsvertrag an die damals neu gegründete Großloge ALPINA ab. Der RSR bearbeitete fortan nur noch die Hochgrade IV, V und VI.
Erst durch diesen, damals sehr umstrittenen Freundschaftsvertrag, wurde die Gründung der Schweizerischen Großloge Alpina möglich.
In Frankreich gab es mehrmals freimaurerische Bewegungen, die sich ebenfalls auf die Traditionen von Willermoz oder den RSR beriefen. Zum Teil wurde hier auch länderübergreifend mit dem UGPH zusammengearbeitet. Heute arbeitet in Frankreich die mit der Grand Loge National Française (GLNF) verbundene „Grand Prieuré Rectifié de France“ weitgehend nach dem System des RSR, wobei eine lose gegenseitige Akzeptanz besteht.
Der RSR ist das Älteste, noch bestehende kontinentaleuropäische, weiterführende Freimaurersystem. Bis heute bietet er die konsequente Fortsetzung der Johannismaurerei mit drei weiterführenden Graden (Hochgrade).
Bis Mitte des 20. Jh. schwand jedoch auch in der Schweiz der Einfluss und die Bedeutung des RSR. Die Geschichte ging darüber hinweg, denn die Zeit hatte andere Ideale. Fast schien es, als sei in Europa die Ära der freimaurerischen Spiritualität und damit auch die Ära des RSR vorbei.
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts drehte sich die Geschichte erneut, denn der Rektifizierte Schottische Ritus erlebte eine erstaunliche Renaissance.
Es entstanden neue Präfekturen in der Schweiz, in Frankreich, in Belgien, weil sich die Brüder für alte, faszinierende Ideen der Mystik interessierten.
Im 21. Jahrhundert kamen weltweit zahlreise weitere Präfekturen hinzu, so auch in Deutschland. Die Präfektur Wilhelmsbad wurde 2018 vom „Unabhängige Großpriorat von Helvetien (UGPH)“ installiert.
Während des I. Kreuzzuges wurde im Jahre 1099 Jerusalem erobert und mitten im islamischen Nahen Osten das christliche Königreich Jerusalem errichtet, welches 192 Jahre lang bestehen blieb.
Zum militärischen Schutz dieses umstrittenen und daher auch bedrohten Staates und zur Sicherung der Pilgerzüge aus Europa gründeten französische Adlige 1119 den Tempelritterorden. Seine Angehörigen legten einerseits die mönchischen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams und waren andererseits auch Krieger. Die Tempelritter waren somit militärische Mönche.
Der Orden unterstand direkt dem Heiligen Stuhl. Schnell wuchs er zu einer großen Organisation an und hatte Niederlassungen in allen westlichen Ländern, vor allem in Frankreich. Er kam zu Landbesitz und gigantischem Reichtum.
Als 1291 sämtliche Eroberungen im Nahen Osten verloren gingen, büßte auch der Orden seine ursprüngliche Funktion ein. 1307 ließ der französische König Philipp der Schöne alle Tempelritter verhaften und den Besitz konfiszieren. Der Papst löste den Orden auf; die Inquisition verfolgte die Ritter als Ketzer. Der letzte Großmeister wurde 1314 verbrannt. Flüchtige Tempelritter fanden Asyl in England, Spanien, Portugal, vor allem aber auch in Schottland.
Darauf gründet die Legende, der Orden habe dort im Geheimen weiter bestanden und sei nach 400 Jahren als Freimaurerei wieder ans Licht getreten. Dies ist aber eine Verfälschung der Geschichte, welche durch stetes Wiederholen nicht zu Wahrheit mutiert.
Für den RSR hat der Templerorden eine rein symbolische, keine historische Bedeutung.
„Dogmatisch“ bedeutet, dass jemand starr an seinen Überzeugungen festhält, ohne offen für andere Meinungen oder Argumente zu sein. Es beschreibt eine Denkweise, die von festgelegten Lehren oder Prinzipien ausgeht und diese als unumstößlich betrachtet.